148
Armeen. Das Centrum, die sogenannte erste Armee, führte Prinz Friedrich Karl; den linken Flügel, die zweite oder schlesische Armee, befehligte der Kronprinz Friedrich Wilhelm, und den rechten Flügel, die Elbarmee, der General Herwarth von Bittenfeld. Fast gleichzeitig rückten die drei Heere in Böhmen ein. Vom 26. bis zum 29. Juni gab es Tag für Tag Gefechte, alle siegreich für die Preußen. Am letzen Tage wurden durch den Sieg des Prinzen Friedrich Karl bei Gitschin die drei preußischen Armeen zu einem einzigen großen Heere vereinigt. Jetzt zogen sich die Oesterreicher zurück, und Benedek sammelte alle seine Streitkräfte bei der Festung Königsgrätz an der Elbe.
4. Unterdes war der König Wilhelm auf dem Kampfplatze eingetroffen und hatte den Oberbefehl übernommen. In dem Gefolge des Königs befanden sich der General von Moltke, der Kriegsminister von Roon und der Ministerpräsident von Bismark, nebst vielen fürstlichen Personen. Der 3. Juli war zum Ruhetage für die preußischen Truppen bestimmt. Als sich aber am 2. Juli nachmittags große feindliche Abtheilungen zeigten, ließ Prinz Friedrich Karl den König bitten, am folgenden Morgen dem Angriff des Feindes zuvorkommen zu dürfen. Der König hielt Rath mit dem General von Moltke, und um Mitternacht ergieng der Befehl, daß die ganze Armee am folgenden Morgen vorrücken sollte. Der Kronprinz war noch 5, der General Herwarth noch 3 Meilen entfernt. Aber um 4 Uhr morgens hatten beide den Befehl schon in Händen, und bald rückte die ganze Armee Benedek entgegen. Benedek stand mit seiner Truppenmacht 180,000 Mann stark, nordwestlich von Königsgrätz hinter dem Flüßchen Bistritz, welches hier sumpfige Ufer hat. Die Bäume an den Waldrändern hatte man umgehauen, um so die Infanterie, die hinter denselben stand, durch Brustwehren zu schützen. Bei dem Dorfe Chlum, wo die Gegend am höchsten ist, stand Benedek. Von dort konnte er das ganze Schlachtfeld übersehen. Bald hatten die Preußen den Ueber-gang über die Bistritz bei Sadowa erzwungen, aber damit waren sie auch so recht in das vernichtende Granatfeuer von den umliegenden Höhen gekommen. Sie kämpften jedoch mit unerschütterlicher Ausdauer. Todes-muthig hielt der General Franseckz in dem Walde der auf ihn einstürmenden österreichischen Uebermacht stundenlang Stand; aber zu Tausenden sanken seine Tapfern in dem gräßlichen Kugelregen dahin. Um Mittag wieder bis an die Höhen zurückgedrängt, rief er aus: „Nicht weiter
zurück, Kameraden, hier sterben wir!" Doch bald rückten die vordersten Truppen des Kronprinzen über den Felsgrat von Chlum. Obwohl die Artillerie noch zurück war, führte General Hitler von Gärtringen die Garde sogleich die Höhe von Chlum hinan, mitten durch das gewaltige Feuer der Oesterreicher. Er selber fand, von einer Kugel in die Brust getroffen, den Heldentod. Aber seine tapfern Krieger nahmen Chlum, und nun sahen sich die Oesterreicher von allen Seiten her bedrängt. Unaufhaltsam marschierte die ganze preußische Schlachtreihe vorwärts. Der König selbst setzte sich an die Spitze der Reiterei, sprengte mitten in das
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94
Iii. Eine Reise um die Erde.
N
werden mit der Dampf-
Maschine gelichtet, die mäch-
tigen Doppelschrauben am
Hintersteven greifen aus,
und nm 12 Uhr mittags
geht es meerwürts weiter.
Je länger wir abwärts
fahren, desto breiter wird
der Strom. Bald ist er so
breit, daß man von den»
einen Ufer aus das gegeu-
nberliegende nicht mehr sehen
kann. Rechts zeigen sich
großartige Schleusen- und
Hafenbauten, der Eingang
des 1895 vollendeten Kaiser
Wilhelm - Kanals, der
auch die größten Schiffe von
der Elbe durch Holstein in
die Ostsee trägt. Links fahren
wir an Cuxhaven vorbei,
Hamburgs Vorhafen für die
Eismonate und für die größ
ten Schiffe, die nicht bis
Hamburg gelangen. Der
Hafen wird mit Flaggen-
senken begrüßt. (Am Hinter
steveu weht die schwarz-
weiß-rote Flagge, im Top")
des Hauptmastes eine blau-
weiß-gelbe, die anzeigt, daß
^ das Schiff der „Hamburg
Amerika-Linie" gehört.) Der
äußerste Punkt der Elb
münduug ist erreicht, und
vor uns liegt die unruhige
Nordsee. Über die Sand
bänke3) jagen die „weißen
5 Ii Steven, Vorder- und
" Hintersteven, sind die am vor
deren, bezw. hinteren Ende des
Kiels aufwärts gerichteten star
ten Balken.
2) Top nennt man den
obersten Teil der Masten.
3) Das sind aus Sand
bestehende Erhöhungen des
Meeresgrundes, die bis an die Oberfläche des Wassers oder bis in ihre Nähe
reichen.
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— 10 —
vom Horizont, in welchem die acht Himmelsgegenden bezeichnet
sind. Ein solches Bild heißt eine Windrose.
Zeige nach N., nach £)., nach S., nach W., nach Nw.
n. s. to.! Nach welcher Himmelsgegend wende ich jetzt mein
Gesicht? Nach welcher seht ihr? Welche Himmelsgegend hat
man rechts, wenn man vor sich N. hat? Welche hinter sich?
Welche zur Linken? Welche Himmelsgegend hat man rechts,
wenn man vor sich O. hat? Welche zur Linken? Welche
hinter sich? u. s. w. (Durch öftere Wiederholung sind die
Himmelsgegenden fest einzuüben, und zwar auch im Klassen-
zimmer und auf dem Flur des Schulhauses.)
Die Bestimmung der Himmelsgegenden kann auch dadurch
geschehen, daß man die Kinder beobachten läßt, wie sich in-
folge des Steigens und Sinkens der Sonne Richtung und
Länge des Schattens fortwährend verändern. An einer
sonnigen Stelle des Schulhofes wird ein langer Stab senkrecht
im Erdboden befestigt. Ein zuverlässiger Schüler wird mit
der Aufgabe betraut, von morgens 8 Uhr bis nachmittags
4 Uhr stündlich Richtung und Länge des Schattens, den der
Stab wirft, mit deutlichen Strichen auf der Erde zu bezeichnen.
In den Pausen nehmen alle Schüler an den Beobachtungen
teil. Am folgenden Tage wird in der Unterrichtsstunde das
vollständige Ergebnis der Beobachtungen von der ganzen
Klasse in Augenschein genommen. Der Schüler, der die Striche
hat einritzen müssen, zeigt den Strich, der den Schatten um
mittags 12 Uhr angiebt, und nun wird das Verständnis der
Himmelsgegenden in der oben gezeigten Weise vermittelt.
Gleichzeitig lernen die Kinder, daß der Schatten mittags
12 Uhr am kürzesten ist, und daß er bis Mittag an Länge
abgenommen, dagegen nach Mittag zugenommen hat. Leicht
begreiflich wird es ihnen sein, daß diese Erscheinung mit dem
Steigen und Sinken der Sonne zusammenhängt, und sie
werden sich unschwer folgende Sätze merken: Je höher die
Sonne steigt, desto kürzer wird der Schatten; je mehr sie
sinkt, desto länger wird er; am kürzesten ist er mittags. —
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69
partieen treffen wir auf unserem Wege noch mehrfach an und kommen
bald, nachdem wir die Parkmauer auf einer befestigten, eisernen Leiter
überstiegen haben, bei dem freundlichen Jagdfchlosse in der Nähe von
Springe au. Die Tage, an welchen unser Kaiser hier weilt, sind uns
in srendiger Erinnerung; denn mit einem Hoch und mit Hurra! habeu
wir bei seiner Reise durch Hannover in jedem Jahre seinen will-
kommenen Befehl begrüßt: „Die Schule wird heute ausgesetzt."
Der „Große Deister" ist ein sechs Stunden langer Gebirgszug,
welcher sich von Springe und Bennigsen bis Nenndorf hin erstreckt.
Auf eiue Stunde Weges rechnen wir 5 km, wie die Soldaten es auf
ihreu Märschen innehalten müssen. Das ganze Gebirge ist bis aus
deu Rücken dicht bewaldet, daher hat man, um Fernsichten zu gewinnen,
an den schönsten Punkten 4 Aussichtstürme gebaut, nämlich die Deister-
warte bei Springe, den Annaturm bei Kölnischfeld, den Nordmanns-
türm bei Barsinghausen und den Aussichtsturm im Tannenwäldchen
bei Nenndorf.
Wir besteigen diese Aussichtstürme und überschauen die Umgebung
nach allen Seiten, mit besonders weitein Blicke nach Norden.
Es wird kein Gebirge von Hannover aus so viel besucht, wie
der Deister, und deshalb fahren von Pfingsten ab von Hannover
Sonderzüge und andere mit ermäßigten Rundreisekarten nach den ver-
schiedenen Bahnhöfen in der Nähe des Deisters z. B. Barsinghausen—
Nenndorf, Egestorfs—springe, Barsinghausen—egestorfs und andere.
In den Kohlenbergwerken von Barsinghausen und Bantorf, in
den vielen Sandsteinbrüchen und in den ausgedehnten Wäldern ver-
dienen die Anwohner des Deisters dauernd ihr täglich Brot.
Ebenfalls werden in der bedeutenden Glashütte auf dem Stein-
krnge bei Bennigsen eine Menge Arbeiter beschäftigt. Von dem Süd^
rande der Berge in der' Nähe des Steinkruges hat man eine schöne
Aussicht auf den eben von uns durchwanderten Saupark mit dem
Jagdfchlosse.
Zwischen dem Deister und Hannover liegen der Gehrdener-' und
Benther Berg. Beide Berge sind mit hohen Eichen und Buchen be-
wachsen und werden im Sommer tagtäglich von den Bewohnern
Hannovers ausgesucht, entweder zu Fuß oder über den Bahnhof
Ronnenberg. Der Weg bis an die Berge ist freilich sonnig; aber
alle Mühe und Anstrengung unseres Marsches wird belohnt durch die
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— 20 —
Iv. Der Kreis Weißenfels.
§ 19.
Das Gebiet nördlich der Taale.
1. Die Saale wird rechts und links von Höhenzügen be-
gleitet. Besteigen wir die Höhen von Markwerben, so liegt
nördlich von uns eine Ebene. In derselben liegen die Kirch-
dörfer Tagewerben und Reichardtswerben mit Posendorf. Im
Norden ist eine Erhöhung mit den Jannshügeln. Auf ihnen
die Deukmäler der Schlacht bei Roßbach: das kleine, welches von
Offizieren des Iork'schen Corps gestiftet ist, und das große, er-
richtet von König Friedrich Wilhelm Iv. (1857/60).
2. Friedrich der Große brach im Herbst 1757 mit 20000 Mann von
Böhmen, wo er die Österreicher besiegt hatte, nach Sachsen auf. Hier standen
60000 Mann Franzosen und Reichstruppen unter dem Oberbefehle des Prinzen
v. Soubise. Friedrich traf dieselben am 7. September bei Weißenfels; das feind-
liche Heer zog sich jedoch vor ihm bis Erfurt und Gotha zurück. Nachdem
Friedrich hier mit dem Feinde ein kleines Gefecht siegreich bestanden, folgte er
demselben nicht weiter in das Gebirge, sondern zog sich nach Sachsen bis Leipzig
zurück, um den Feind in die Ebene zu locken; dieser folgte ihm bis Weißenfels.
Schnell brach Friedrich von Leipzig auf und trieb die Franzosen am 31. Oktober
bei Weißenfels über die Saale. Damit der König nicht folgen könne, brannten
die Franzosen die Brücke ab. Diese hielten nun das linke Saalufer besetzt
und zerstörten auch die Saalebrückeu bei Merseburg und Halle. Weil sie
aber befürchteten, daß es dem Könige doch gelingen könne, an einer Stelle über
die Saale zu setzen, zogen sie sich am 2. November zurück, nahmen nordwestlich
von Weißenfels auf den Höhen bei Mücheln eine feste Stellung ein und er-
warteten den König von Halle her. Am 3. November überschritt dieser an der
Herrenmühle bei Weißenfels die Saale und eilte den Franzosen nach bis Bedra
und Braunsdorf. Hätte der König die Stellung des Feindes gekannt, so hätte
er ihm in den Rücken fallen und ihn schon am 3. November besiegen können.
Am Morgen des 4. November ließ Friedrich Gottesdienst abhalten, wobei die
Lieder gesungen wurden: „Wach' auf, mein Herz, und singe" — „In dich Hab ich
gehoffet, Herr" — „Es woll' uns Gott gnädig sein"; dann schritt er zum Au-
griff. Bald mußte jedoch der Köuig einsehen, daß es unmöglich sei, mit seiner
kleinen Schar den Sieg zu erringen, da der Feind während der Nacht auf den
Höhen eine veränderte, feste Stellung eingenommen hatte. Er zog sich deshalb
zurück und bezog bei dem Dorfe Roßbach ein Lager, um den Feind aus seiner
festen Stellung von den Höhen zu locken. Der Feind ließ sich täuschen. Am
Morgen des 5. November zogen die Franzosen auf den Höhen über Brande-
roda und Gröst nach Pettstedt (Luftschiff) zu. Der König beobachtete voni
Boden des Herrenhauses zu Roßbach aus die Bewegungen des Feindes und
war anfangs der Meinung, dieser wolle flieheu oder Weißenfels besetzen. Bald
gewann der König jedoch die Überzeugung, daß man ihn umzingeln _ wollte.
Schnell ließ er gegen 2 Uhr nachmittags das Lager abbrechen und verschwand
bald mit seinem Heere vor den Augen des Feindes hinter einem Höhenzuge,
welcher sich nach Osten hinzieht. Dieser Höhenrücken war für die Schlacht
entscheidend. In der Meinung, der König wolle nach Halle zu entfliehen,
stürmten die französischen Regimenter, die Kavallerie voraus, dem Höhenrücken
zu. Kaum war jedoch derselbe erreicht, so brach die preußische Artillerie wie
der Blitz hinter dem Höhenzuge hervor und schleuderte aus 18 Kauonen Tod
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_von_Leipzig Friedrich Friedrich_Gottesdienst Friedrich
— 21 —
und Verderben in ihre Reihen. Die Franzosen zogen sich ins Thal zurück,
dem Dorfe Reichardtswerben zu. Da sprengte von Osten her General Seydlch
mit der preußischen Kavallerie; er hatte den Höhenzug tm Osten umgangen
und fiel dem Feinde in die Flanke. Nach kurzem Kampfe (3^/.z bts 4 Uhr)
weichen die Franzosen. Ihren Rückzng hemmt ein langer, tiefer Hohlweg Bei
Reichardtswerben; bald ist derselbe angefüllt mit Menschen und Pferden. Kurze
Zeit darauf (4 bis 4v2 Uhr) gerät auf der Höhe zwischen Reichardtswerben
und Sunstedt die Infanterie gegen einander. Bald ist anch dieser Kampf zu
Gunsten der Preußen entschieden, und der Feind flieht über Freyburg der Hei-
mat zu. Soubife schrieb an seinen König: „Ich schreibe Ew. Majestät in der
größten Verzweiflung. Die Armee hat eine gänzliche Niederlage erlitten." Es
war ihm nicht gelungen, Friedrich mit seiner „Wachtparade" gefangen nach
Paris zu bringen; dem König aber gereichte der Tag von Roßbach zum
höchsten Ruhme.
3. Nordöstlich von Kriechau liegt Schkortleben mit einem
Rittergute, dann folgt Groß-Corbetha. Eine Viertelstunde vom
Orte ist der Bahnhof, dabei die Glashütte. Man zerstampft
hier Quarz (Kieselstein), Soda und Kalk. Diese Masse wird in
thönernen Häsen (Töpfen) geschmolzen. Aus der flüssigen Masse
werden Flaschen geblasen.
§ 20.
Das Nippachgebiet.
1. Auch südlich der Stadt Weißenfels zeigt sich eine Ebene,
welche sich bis zu den Höhen der Rippach ausdehnt. Dieser Bach
ist rechts und links bis zur Mündung von Höhenzügen be-
gleitet. Die Rippach entspringt hinter der Kirche zu Kistritz.
(Quelle.) Anfangs ist sie klein, vergrößert sich aber durch
Bächlein, so daß sie zu Zeiten des Hochwassers stellenweise zu
einem gefährlichen Gewässer wird. Anfangs windet sie sich durch
den Kistritzer Grund, eine liebliche Gegend mit fruchtbarem
Boden und saftigen Wiesen, und erreicht nach einer Wegstunde
das Städtchen Teuchern (5000 Einwohner). Dasselbe war früher
ein Flecken von nur 600 Einwohnern; neuerdings aber haben
die Braunkohlenbergwerke zur Hebung des Ortes beigetragen.
In der Umgegend giebt es große Thongruben, weshalb das
Töpferhandwerk hier vornehmlich vertreten ist. Es werden Öfen,
Ofenanffätze, Blumentöpfe und Kochgeschirre versertigt. Im Thale
ist ein Rittergut, früher ein Schloß. Ehedem war dieses ein
fester Platz, der mancher Belagerung widerstand.
2. In Teuchern herrschte früher eine eigene Sitte, die des Fitzelns. Die
Knaben schlugen die ihnen Begegnenden am Fastnachtstage mit einem Tannen-
reis und empfingen dafür Backwerk zc. Einer gleichen Srtte begegnet man noch
heute am 4. Weihnachtsfeiertage. Ein anderer Branch ist der: Am 1. Öfter-
tage singt ein Knabenchor unter Leitung des Kantors das Lied Gellerts: „Meine
Lebenszeit verstreicht it." — Dieses Lied wurde nebst anderen von Gellert unter
einer Linde auf dem Markte dem Hutmacher Kneisel aus Leipzig vorgeleseu,
wodurch dieser so gerührt war, daß er 500 Reichsthaler stiftete, damit das Lied
alljährlich in der genannten Weise in Erinnerung gehalten werde.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Gellerts Gellert Kneisel
Extrahierte Ortsnamen: Freyburg Hei- Paris Roßbach Weißenfels Leipzig
— 108 —
Wehres gesteckt. Die Offiziere waren geschmückt mit farbenprächtigen Ge-
winden, Kranz an Kranz reihte sich über ihren blanken Degen. Verstummte
die Musik, dann löste rasselnder Trommelwirbel sie ab und die „Wacht am
Rhein" wurde angestimmt. Sie erklang aus den Reihen der Soldaten,
ertönte aus der Menge, die am Wege stand, schallte wieder aus den Gärten,
aus den offenen Fenstern, ja sogar von den Dächern der Häuser. Auf
dem Bahnhofe stand der Sonderzug für das Regiment als endlose Wagen-
reihe bereit. „Eilgut nach Paris" war an viele dieser Wagen mit Kreide
geschrieben.
Nun noch ein letzter Abschied von den Eltern und Geschwistern, von
der teuren Gattin oder der lieben Braut; denn das Zeichen zur Abfahrt
ertönt. Der Zug setzt sich langsam in Bewegung, von der Straße her
grüßt und winkt die Menge noch einmal. Die Soldaten antworten unter
Jauchzen durch Schwenken mit ihren Helmen. Ter Zug rollt schneller und
schneller dahin, bald ist er dem Blicke der Zurückbleibenden entschwunden.
„Behüt' euch Gott!" so klingt es noch von mancher Lippe, „behüt' euch
Gott!" so spricht uoch die Thräue, die iu vieler Augen ergläuzt.
2. Durch plauen.
Der Ort, der uns Knaben während des ganzen Krieges am meisten
anzog, war der obere Bahnhof. Wie oft sind wir hinausgelaufen bei Wind
und Wetter, bei Hitze und Kälte! Dreierlei gab es dort zu sehen und zu
bewundern: zuerst die Durchzüge der deutscheu Truppen nach dem Kriegs-
schauplatze, dann die Einbringung französischer Gefangener und neben dem
allen die Verpsleguug der Durchziehenden, nicht nur der Freunde, sondern
auch der Feinde.
Am 26. Juli, au welchem unser 105. Regiment nach dem Kriegs-
schanplatze befördert wurde, fuhren auch schou 10900 Mann des 5. Posen-
schen Armeekorps hier dnrch. An demselben Tage sahen wir auch Preußens
Kronprinzen, Friedrich Wilhelm. Jubelnd wurde er begrüßt. Er dankte für
den freundlichen Empfang und fagte dabei: „Wenn anch in dem schweren
Kampfe gegen einen kriegsgeübten Feind kleine Niederlagen vorkommen
werden, fo zweifeln wir doch nicht an dem endlichen Erfolge; siegen werden
wir schließlich doch, davon sind wir alle überzeugt." Diese Worte aus dem
Muude eiues erprobteu Feldherru wirkten Begeisterung und Bernhignng
zugleich. — In rascher, unaufhörlicher Folge fuhren nun durch Plauen die
übrigen Teile des 5. poscuscheu Armeekorps unter General von Kirchbach
und das gauze 6. schlesische Korps unter seinem General von Tümpling. —
In 189 Zügen wurdeu 82 000 Mann, 20 670 Pferde und 2797 Fahrzeuge
befördert. Gleichzeitig brachten aber anch 130 Züge unser sächsisches (12.)
Korps auf deu Kriegsschauplatz. Währeud dieser Zeit mußte der gesamte
übrige Personen- und Güterverkehr eingestellt werden. Freudigen Herzens
wetteiferten Stadt und Land in Bewillkommnung der durchfahrenden Truppen.
Jedermann begleitete sie mit seinen Segenswünschen, und das jubelnde
Hurra, das jeden Zug bei feiner Eiu- und Ausfahrt grüßte, gab Zeuguis
davon, mit welcher Teilnahme das ganze Volk hinter seinem Heere stand.
Diese Truppendurchzüge, die Ende Juli und Anfang Angnst stattfanden,
waren aber nicht die einzigen. Bis über den Friedensschluß hiuaus gingen
Militärzüge durch Plauen; deuu auf unserer Bahn wurden auch die Ersatz-
W
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Kirchbach
— 111 —
herrlichster Weise gelöst. Wie oft fanden sich auf den Ruf des Vereins im
geräumigen Freundschaftssaale Frauen und Mädchen aller Stünde zu gemein-
samer Arbeit ein! Über 3000 Verbände nach Maß, gegen 2000 Wäsche-
stücke, ungeheure Mengen von zerfaserter Leinwand gingen in Kisten, Fässer
und Säcke wohlverpackt nach Leipzig und von da in die Lazarette.
4. Meine erste ^edanfeier.
„Das war einmal ein Jubeltag!
Bei Sedau fiel der große Schlag,
Mac Mahon war ins Garn gegangen,
Der Kaiser und sein Heer gefangen!"
Es war ein Sonnabendvormittag, als die Kunde von Sedan in Plauen
eintraf. Wer aber konnte sie beim erstmaligen Hören glauben? Alles
eilte zum Telegrapheuamte, um es mit eigenen Augen zu leseu. Ja, da
stand es wirklich geschrieben:
Der Königin Augusta in Berlin.
Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan
kriegsgefangen, ist soeben--— geschlossen.---Der
Kaiser hat sich selbst mir ergeben.---Seinen Aufenthaltsort
werde ich bestimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe.---
Welch' eine Wendung durch Gottes Führung!
Vor Sedan, d. 2. Sept., 1i2 2 Uhr nachmittags.
Wilhelm.
Wie ein Lauffeuer durcheilte die Nachricht unsere Stadt. Die Leute
auf dem Wochenmarkte halfen wacker dazu, viele nahmen sie mit hinaus auf
die Dörfer. Da brach ein Jubelfturm los, wie ihn Plauen noch nicht ge-
sehen hatte. In den Schulen war's aus mit dem Lernen, bald kam das
befreiende Wort: Die Schule ist aus! Glücklich, wer etwas zum Schießen
auftreiben konnte! Das platzte und krachte an allen Ecken und Enden.
Drüben vom Bergschlößchen und vom alten Schießhaus am Anger dröhnten
Böllerschüsse unaufhörlich in die Stadt herein. Von allen Türmen, von
vielen Häusern wehten die Fahnen. Wie ein jeder bei seiner Arbeit ge-
standen, mit blauer, grüner oder weißer Schürze, mit Schurzfell und
geschwärzten Händen, so lief er nach dem Altmarkte. Bald verkündeten an
den Mauerecken Zettel mit Riefenschrift: Allgemeine Illumination! Durch
andere Zettel wurden die Sänger eingeladen, am Abende aus dem Altmarkte
zu singen.
Abends 8 Uhr durchzog ein Festzug mit Musik und unter nnanshör-
lichen Hoch- und Hurrarufen die prächtig erleuchtete Stadt. Wir Kinder
fehlten natürlich auch uicht. Zuletzt nahm der Zug Aufstellung vor dem
Rathause, welches in einem wahren Lichtermeer erglänzte. Das mächtige
Lutherlied erbrauste und daruach ergriff Herr Superintendent Beyer das
Wort und brachte zum Ausdruck, was aller Herzen bewegte. In Herz und
Ohr vieler Zuhörer von damals klingt es wohl heute noch nach das schöne
Eingangswort: Das Kaisertum ist der Friede! Nach der ergreifenden An-
fprache erklang mit Begeisterung von den Tausenden, die versammelt waren,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Sedan Plauen Berlin Sedan Gottes Sedan
— 20 —
Ter Wald.
(Das Westerholz.)
I. Geographie und Geschichte.
Zur Sommerzeit haltet ihr euch au deu freien Nachmittagen und
am Sonntage gerne im Walde ans. Einige von euch besuchen den Wald
jeden Tag, und am Sonntage gehen eure Eltern mit euch dahin. Aber
auch zur Wiuterzeit wandert ihr öfters nach dem Walde. Ich habe viele
von euch dort gesehen, und mancher ist mir begegnet. Ihr holt dürre
Reiser, die von den Bäumen gefallen sind. Eure Mutter gebraucht sie
zum Heizen des Ofens. Der Weg nach dem Walde ist euch darum be-
kannt; ihr kennt gewiß fast jeden Baum iu der Allee, jede Biegung des
Weges; ihr wißt gauz genau, wo es bergan und wo es bergab geht; ihr
wißt, wie viele Schritte es nach dem Walde sind.
1. Der Weg nach dem Walde.
Aus dem Norden unserer Stadt führt eine Chaussee uach Christians-
feld. Hadersleben liegt im Thale; nördlich und südlich von der Stadt
erstrecken sich von Osten nach Westen Hügelreihen. Stehen wir auf
dieseu Hügelreihen, so können wir über die Stadt hinwegsehen. Wenn
wir also nach Norden zur Stadt hinauswandern, so muß es bergan gehen.
a) Zur linken Hand liegt die Kaserne mit dem Exerzierplatz, worauf
die Soldateu sich im Marschieren, Springen und Klettern üben. Wir
haben das Lebeu der Soldateu auf dem Exerzierplatz und in der Kaserne
früher besprochen. Nur einiges davon wollen wir wiederholen. Wie
heißt das Regiment, zu welchem unser Bataillon gehört? Regiment von
Mausteiu (Schleswigsches 84). Ein Regiment besteht aber aus mehrere«
Bataillonen. Welches Bataillon ist dieses der Reihe nach? Es ist das
zweite. Jedes Bataillon besteht aus vier Kompagnien. Der Major führt
das Bataillon. Hinter der Kaserne liegen mehrere Gebände, der Exerzier-
schuppen, die Büchsenmacherwerkstatt und das Arrestlokal. Nach der
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L.: Warum braucht also der Bauer einen Schöpfen?
Sch.: Der Schöpfen schützt die Werkzeuge des Bauern vor Hitze
und Regen.
L.: Von den fleißigen Dreschern wollen wir ein Lied lernen I
1) Hört ihr's, ihr Drescher? Nun schlägt es schon drei,
Munter ergreift das Gewehr!
Weckt auch der Wächter- und Hahnengeschrei
zaudernde Schläfer nicht mehr?
Lang schon drischt auf und ab, munter und froh,
wacker der fleißige Nachbar sein Stroh.
Tick-tack-tack, Tick-tack-tack, Tick-tack-tack-tack,
wacker der fleißige Nachbar sein Stroh.
2) Drum zu der Arbeit mit freudigem Drang!
Bald scheint die Sonne herein!
Trägheit macht Stunden und Tage so lang,
Fleiß nur läßt fröhlich uns..fein.
Drescht ohne Säumen die Ähren nun leer,
klipp und klapp, auf und ab, fällt es auch schwer!
Tick-tack-tack, Tick-tack-tack, Tick-tack-tack-tack,
klipp und klapp, auf und ab, fällt es auch schwer.
3) Dreschen, das treibt den Schweiß zwar hervor,
macht doch gesund uns und rot,
und aus den Ähren, da springet empor
lohnend das tägliche Brot.
Dieses beherzigt und drescht bis zum Schluß,
klipp und klapp, auf und ab, ohne Verdruß.
Tick-tack-tack, Tick-tack-tack, Tick-tack-tack-tack,
klipp und klapp, auf und ab, ohne Verdruß.
(Das Tick, Tack wird durch leichtes Aufschlagen auf die Bank
nachgeahmt.)
30. Der hausgarten.
L.: Fast bei jedem Bauernhaus liegt ein Garten.
Warum hat man den Garten gerne beim Haus?
Sch.: Die Mutter hat nicht weit, wenn sie Salat und Kraut
---holen will.
L.: Was pflanzen wir im Garten an?
Sch.: Im Garten pflanzen wir Salat, Kraut, Bohnen, Erbsen
Gelbrüben, Gurken---
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